Musizieren im eigenen Zuhause: Was ist erlaubt, was nicht?

Ob Klavier, Violine oder Querflöte: Das Musizieren gehört für viele Menschen zum Alltag. Doch wie geht man mit Nachbarn um, die die eigene Leidenschaft für das Spielen eines Instruments nicht teilen und sich dadurch sogar belästigt fühlen? Hier erklären wir, worauf man beim Musizieren in den eigenen vier Wänden achten muss.


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Ab wann ist es Lärmbelästigung?

Man stelle sich folgende Situation vor: Ein professioneller Musiker übt mehrere Stunden am Tag in seinem Reihenhaus. Die Nachbarn fühlen sich durch das Musizieren belästigt. Haben sie recht, und sollte dem Musiker das Spielen im eigenen Zuhause verwehrt sein? Das Spielen eines Instruments ist ein häufiger Auslöser für nachbarschaftliche Zwistigkeiten. Laut Gesetz ist das Musizieren zulässig, wobei dies für Eigentümer ebenso wie für Mieter gilt. Allerdings wird erwartet, dass die Nachbarn gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen. Wenn der Nachbar also liebenswürdig darum bittet, das Musizieren zu bestimmten Tageszeiten oder an bestimmten Wochentagen zu unterlassen, lohnt es sich, darauf einzugehen, um den nachbarschaftlichen Frieden zu wahren.

Es gibt keine gesetzlichen Regelungen über die zulässige Spielzeit. In der Regel werden zwei bis drei Stunden pro Tag als vernünftig eingestuft. Je nach Gerichtsbeschluss variiert die genehmigte Übungsdauer. Selbst wenn die Musik nach Ansicht der Nachbarn eher Lärm gleichkommt, ist dies noch kein Grund dafür, das Musizieren zu verbieten. Musizierende sollten jedoch unbedingt die Mittags- und Nachtruhe berücksichtigen.

Auf jeden Fall sollte man sich mit den Nachbarn absprechen, wenn man vorhat, regelmäßig zu Hause zu musizieren. Für wen das Musizieren einen hohen Stellenwert einnimmt, sollte sich im Vorfeld über die Hellhörigkeit der Wohnung informieren. Außerdem lohnt es sich, bei einem Umzug auf die Bewohner eines Mehrfamilienhauses zu achten. handelt es sich um junge oder eher um ältere Leute?

Was lässt sich machen?

Eine gute Lösung für Musiker, die ungestört ihrem Hobby nachgehen möchten und die sich sogar in einem Mietshaus umsetzen lässt ist das Einrichten eines kleinen Tonstudios. Das ist gar nicht so aufwendig wie man denkt, auch das benötigte Equipment ist überschaubar. Die Studioumgebung hat gleich zwei Vorteile: Zum einen können verschiedene Instrumente digital über den PC oder Laptop angeschlossen werden und so nahezu lautlos gespielt werden. Zum anderen ergeben sich schon durch simple Schallisolationsmaßnahmen eine spürbar geminderte Lärmbelästigung für die Nachbarn.

  • Klavier
    Das Klavier gehört zu den meistgespielten Instrumenten und führt somit auch am häufigsten zu einem Urteil. Beim Klavier wird der Schall nach unten übertragen - deshalb ist es besonders unangenehm, wenn man auf einer höheren Etage wohnt. Hier besteht die Möglichkeit, das Instrument zu dämpfen. Dies geschieht durch das Moderatorpedal, welches das Klavier leiser macht. Verfügt man über ein kleines Tonstudio, so kann man mit sogenannten Keyboardcontrollern weiterhin seiner Leidenschaft nachgehen. So ist eine Lärmbelästigung praktisch nicht vorhanden.
  • Akkordeon
    Das Akkordeon ist zwar weniger laut als das Klavier, die Fenster sollten beim Üben aber dennoch geschlossen bleiben. Doch auch diese Instrumente gibt es mittlerweile digital, sodass außer den Klappengeräuschen kein Lärm entsteht.
  • Schlagzeug
    Die tiefen Frequenzen und die betont rhythmische Komponente machen das Schlagzeug zu einer Ausnahmeerscheinung unter den Musikinstrumenten. Den Nachbarn ist dies nur sehr beschränkt zumutbar. Allerdings bedeutet dies nicht, dass man auf das Üben verzichten muss: Mit E-Drums kann man um einiges leiser sein Schlagzeugspiel trainieren. E-Drums vermitteln ein authentisches Spielgefühl. Ganz lautlos sind sie natürlich nicht, da die Anschlagsgeräusche auf die Schlagflächen nach wie vor hörbar sind. Die können aber ebenfalls gedämmt werden, indem man die hartplastik-Felle durch sogenanntes Mesh-Fell ersetzt. Auch die Kickdrum lässt sich durch den Einsatz von Mesh-Fellen erheblich dämpfen.
  • Klarinette oder Saxofon
    Sowohl bei der Klarinette als auch beim Saxofon handelt es sich um laute Instrumente. Wer viel übt, muss mit dem Groll der Nachbarn rechnen. Doch auch hier gibt es eine passende Lösung: Inzwischen haben mehrere Unternehmen Klarinetten- und Saxofondämpfer auf den Markt gebracht. Aber auch hier gibt es digitale Lösungen, die es erlauben, auch ohne Lärmbelästigung ein realistisches Spielgefühl zu erleben.
  • Streichinstrumente
    Für Violine, Viola und Cello gibt es sogenannte Hoteldämpfer. Sie bestehen aus Kunststoff oder Metall und machen den Ton des Instruments sehr leise. Allerdings verändern sie auch das Ansprechverhalten des Instruments.


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Praktisches aus Japan: die Übungskabine

In Japan leben die meisten Menschen in kleinen und überaus hellhörigen Mietwohnungen. Doch die Japaner lassen es sich nicht nehmen, ihrer Leidenschaft zu frönen und üben viel und gern in den eigenen vier Wänden. Nun wird man sich wohl fragen, wie das denn geht. Dafür haben die Japaner eine praktische Lösung ins Leben gerufen: die Übungsbox. Schalldichte Übungskabinen gibt es in vielen verschiedenen Größen, von der Einzelkabine bis hin zum geräumigen Unterrichtsraum für mehrere Musikschüler. Diese lassen sich mit etwas handwerklichem Geschick sogar selber bauen.

Schalldämmung

Möchte man keine Übungsbox kaufen, kann man ganz einfach einen Raum mit Schallschutz ausstatten. Noppen- und Pyramidenschaum sind sehr beliebt und sorgen für einen besonders natürlichen Klang. Für den Anfang können aber auch Teppiche, Bücherregale oder Vorhänge dabei helfen, die Lärmbelästigung zu verringern.

Was passiert, wenn man zu Hause Musikunterricht erteilt?

Grundsätzlich müssen die Nachbarn das ununterbrochene Musizieren nicht hinnehmen. Auch der Vermieter kann eine gewerbliche Nutzung der Wohnung verbieten. Als Eigentümer hat man in diesem Zusammenhang mehr Freiraum. Doch auch hier gilt es, auf andere Rücksicht zu nehmen. Besonders geeignet ist es, wenn man im Erdgeschoss wohnt. Außerdem spielt es eine Rolle, welches Musikinstrument man spielt. Mit Violinen Unterricht kommen Nachbarn mit Sicherheit besser zurecht als mit Klavierunterricht.

Welche Lautstärken sind zulässig?

Bei mehr als 40 Dezibel wird die Zimmerlautstärke überschritten. Die meisten Instrumente schaffen dies locker.

  • Klavier - 80 Dezibel
  • Saiteninstrumente - 80 Dezibel
  • Holzblasinstrumente - 90 Dezibel
  • Blechblasinstrumente - 95 Dezibel
  • Schlagzeug - 95 Dezibel

Somit ist das Üben eigentlich nicht zulässig, da die Lautstärke derjenigen eines Presslufthammers entspricht. Allerdings hat es sich eingebürgert, dass man das Musizieren für ein paar Stunden pro Tag hinnimmt.

Hausordnung und Mietvertrag durchlesen

Die Regeln zum heimischen Musizieren sind üblicherweise in der Hausordnung festgehalten. Für Musiker gilt meist schon ab 20 Uhr Nachtruhe. Untersagt werden darf das Musizieren nicht, doch sind in einigen Fällen erhebliche Einschränkungen möglich. Was für Hobbymusiker nur lästig ist, kann für Profimusiker schnell zu einem großen Problem werden. Deshalb sollte die Erlaubnis, viel zu musizieren, im Mietvertrag verankert sein. Profimusikern wird oftmals das Recht eingeräumt, fünf bis acht Stunden pro Tag ihr Instrument zu spielen.


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Die eigenen Ohren wollen auch geschützt werden

Gerade wer Schlagzeug spielt, sollte sich um die Gesundheit seines Gehörs Gedanken machen. Hierfür gibt es spezielle Ohrstöpsel, die empfindliche Ohren vor Lärmüberflutung schützen.

Fazit

Das Musizieren im eigenen Zuhause kann nicht verboten werden. Allerdings gibt es gewisse Regeln, an die man sich als Musiker halten muss. Die wenigsten Nachbarn haben ihre Freude daran, dass jemand über ihrem Kopf auf die Klaviertasten hämmert. Deshalb empfiehlt es sich, mit den Nachbarn den Dialog zu suchen. In der Regel ist es erlaubt, zwei bis drei Stunden pro Tag zu üben. dabei sollte man jedoch die Ruhezeiten berücksichtigen. Diese sind in der Hausordnung vorgeschrieben. Grundsätzlich unterscheiden sich die Regeln für Hobby- und Profimusiker nicht, doch kann Letzteren mehr Zeit zum Üben eingeräumt werden -teilweise sogar bis zu acht Stunden pro Tag. Es kommt zudem darauf an, welches Instrument man spielt. Klavier und Schlagzeug sind besonders laut, doch gibt es hier auch so gut wie lautlose Optionen in der Form von Digitalklavieren und E-Drums. Um einiges weniger störend empfinden Nachbarn Instrumente wie Violine oder Flöte.