Von retro bis modern – die Evolution der Inneneinrichtung

Die Inneneinrichtung einer Wohnung spiegelt nicht selten die Persönlichkeit ihrer Bewohner wider. Dabei sind die Stile ebenso verschieden wie die Charaktere. Doch bei allen Unterschieden gibt es auch Gemeinsamkeiten – die Wohntrends der jeweiligen Zeit. In den Jahrzehnten erlebten sie einen stetigen Wandel.


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Wie veränderten sich Wohnstile im Laufe der Zeit?

Wohnen bedeutet mehr, als ein Dach über dem Kopf zu haben. Es ermöglicht den Wohnungsbesitzern, ihren persönlichen Stil mit Farben und Formen auszudrücken. Bevorzugen sie es elegant, rustikal oder gemütlich – mit den passenden Möbeln lassen sich die eigenen Vorlieben leicht in die Tat umsetzen.

Wohntrends von den 60ern bis heute

Die Einrichtung einer Wohnung gibt nicht nur über den Geschmack der Bewohner Auskunft. Sie ist gleichzeitig Spiegel der Gesellschaft. Während die 60er-Jahre noch von konservativen Wohnelementen geprägt sind, bricht bereits im nächsten Jahrzehnt die Flower-Power aus. Diese Entwicklung lässt sich bis in die Gegenwart nachverfolgen.

Die 1960er: Der klassische Stil

Der Wohnstil der „wilden 60er“ ist weitaus weniger extravagant als vermutet. Noch herrscht in deutschen Wohnzimmern der klassische Mid-Century-Stil vor. Dieser ist geprägt von rustikalem Mobiliar und klaren Linien. Dunkles Holz und Rattan zählen zu den beliebten Materialien für Schränke, Tische und Sitzgelegenheiten. Den krassen Gegenpart bilden Wände und Teppiche in knalligen Farben wie:

  • Grün,
  • Orange oder
  • Gelb

Bei der Einrichtung herrschen wuchtige, oftmals eckige Formen vor. Die Möbel stehen meist auf PVC-Böden oder Teppichen mit grafischen Mustern.

Die 1970er: Farbe kommt ins Alltagsgrau

Während der Hochzeit der Hippiebewegung drängt die Flower-Power zunehmend in die Wohnungen. Heimtextilien, Tapeten und Teppiche sind geprägt von farbenfrohen, floralen Motiven. Passend zum naturbetonten Interieur sind Holzmöbel und Holzvertäfelungen angesagt. Um dem Naturmaterial die Strenge zu nehmen, lockern flauschige Flokati-Teppiche, bunte Sitzkissen und Perlenvorhänge die Atmosphäre auf.

Die 1980er: Die Extravaganz hält Einzug

Wer an die Mode der 80er-Jahre zurückdenkt, hat Neonfarben, grelle Muster und viel Bling-Bling vor dem inneren Auge. Auch in der damaligen Wohnung sind diese Elemente typisch. Kreativität und Extravaganz stehen bei der Einrichtung im Mittelpunkt. Man will auffallen und sich von der Masse abheben. Das gelingt mit selbstgebauten Möbeln und individuell gestalteten Wänden.

Doch durch die schrille Farbenpracht wird auch ein Gegentrend geboren. Bei diesem steht ein cooler Chic im Mittelpunkt. Hochglanzmöbel in Schwarz-Weiß, Leder und Marmor sind in diesem Einrichtungsstil ebenso wenig wegzudenken wie kühle Materialien wie Chrom und Glas.

Die 1990er: Probier’s mal mit Gemütlichkeit

Waren die 80er noch von auffälligen Trends geprägt, wird das kommende Jahrzehnt hinsichtlich der Einrichtung deutlich ruhiger. Statt knalliger Farben steht die Gemütlichkeit im Fokus. Warme Töne wie Terrakotta, Beige oder Braun haben Hochkonjunktur. Dazu gesellen sich Eichen- oder Buchenmöbel. Im Gegensatz zum Stilgemisch der vorherigen Jahre ist ein harmonischer Gesamteindruck jetzt wichtig.

Die 2000er: Nochmal zurück zur Extravaganz

In den 2000er-Jahren will man sich bei den Wohntrends von den biederen 90ern abgrenzen. Daher finden auch hier neue und ausgefallene Ideen in die deutschen Wohnungen. Zu ihnen zählen bunte Sitzsäcke, Kuhfellteppiche und Wandtattoos mit nachdenklichen oder motivierenden Sprüchen.

Die 2010er: Der Stilmix erobert die Wohnungen

In den 2010er-Jahren will man seinen eigenen Stil finden und in seiner Einrichtung ausdrücken. Dadurch etablieren sich zeitgleich viele verschiedene Trends. Vom gemütlichen Landhausstil zum Shabby Chic oder dem skandinavischen Hygge – alles ist erlaubt. Jedoch haben viele Stile eine Gemeinsamkeit: Sie setzen auf Gemütlichkeit.

Die 2020er: Die Mischung aus Funktionalität und Gemütlichkeit

Der Wohntrend der 2020er-Jahre ist geprägt von den Lockdowns, die die Menschen in die eigenen vier Wände zwingen. Aus dieser Krise ergeben sich ganz neue Wohnideen. Diese mischen eine behagliche Atmosphäre mit einem breiten Funktionsumfang. Küche, Wohnzimmer oder Hobbyzimmer bekommen zunehmend Elemente eines kleinen Home-Office:

  • höhenverstellbare Schreibtische
  • Mini-Sekretäre
  • ergonomische Sitzgelegenheiten

Bei vielen dieser Möbel steht die Flexibilität im Vordergrund. Nach der Arbeit können sie zu bequemen Alltagsgegenständen umfunktioniert werden. Damit bilden sie das Bindeglied zwischen Gemütlichkeit und Praktikabilität.

TIPP: Wer behagliche Wohnelemente mit alternativen Heizmethoden kombinieren möchte, ist mit einem Ofen oder einem Kamin gut beraten.

Sitzmöbel im Wandel der Zeit

Der Wandel der Wohntrends lässt sich an fast keinem Möbelstück so gut nachvollziehen wie an einem Sofa. Dieses bildet oftmals den Mittelpunkt des Wohnzimmers und dient als Rückzugsort aus dem hektischen Alltag. Während früher klobige und prestigeträchtige Holzmöbel den Raum dominierten, sind die Sofatrends der Gegenwart von Gemütlichkeit geprägt.

Passend zum Trend der 2020er-Jahre verbinden sie mehrere Lebensbereiche. Weitläufige Sitz- und Liegeflächen laden zum Lümmeln ein. Moderne Sofas weisen zusätzlich ausklappbare Fußstützen oder sogar Minitische auf. Integrierte Steckdosen kombinieren den Chill-out- mit dem Arbeitsbereich.


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Auch die Farben und Materialien zeugen von den Prinzipien der 2020er: Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Daher verwundert es nicht, dass Stoffe wie Bio-Baumwolle, Flachs oder Leinen die Trends beherrschen. Sie holen die Natur in die eigenen vier Wände. Ebenso verhält es sich mit den Trendfarben, zu denen zwischen 2020 und 2022 folgende gehören:

  • Braun
  • Beige
  • Grün
  • Sand
  • Weiß
  • Blau

Akzente in kräftigen Tönen wie Violett oder Rot runden den harmonischen Gesamteindruck ab.

Bei den Wohntrends der Zukunft wird die Mischung aus gemütlichen und funktionalen Elementen wohl weiterhin eine große Rolle spielen. Die Einrichtung wird „Cozy Living“ und „Home Office“ miteinander vereinen und die eigenen vier Wände damit zum multifunktionalen Lebensbereich ausweiten. Dieser wird nicht nur Familie und Arbeit miteinander kombinieren. Auch das Hobby wird in Form eines Hobbyzimmers zunehmend in den Wohnbereich integriert werden.